Hartmut Grün BTS
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EINIGE GRUNDLEGENDE GEDANKEN UND INFORMATIONEN ÜBER DIE TZI

Dr. Ruth C. Cohn (Jg. 1912) war die Begründerin der TZI, der Themenzentrierten Interaktion und eine der einflussreichsten Vertreterinnen der humanistischen Psychologie. Sie entwickelte mit der TZI ein Konzept für das Lernen und Arbeiten in Gruppen – ein Konzept, das aber mehr als nur eine „Methode“ ist; denn die Methode, beruht auf einer klaren Haltung. Diese Haltung drückt sich in drei sog. Axiomen aus, die das Menschsein in ihrer Ambivalenz beschreiben.

Ruth Cohn beschreibt in ihrem ersten Axiom, dass wir abhängig sind von anderen Menschen und diese wiederum auch von uns (Interdependenz). Gleichzeitig sind wir aber auch autonom genug, um eigene Entscheidungen zu treffen. Nur wenn wir unsere Interdependenzen anerkennen, können wir autonom entscheiden. Nur wenn wir unsere Autonomie entwickeln, können wir uns einbringen in die Gesellschaft.

Ruth Cohn fordert unsere Ehrfurcht vor allem Lebendigen und seinem Wachstum. Wer Ehrfurcht hat vor dem Leben, muss Entscheidungen treffen, mit denen Leben und Lebendigkeit erhalten und unterstützt werden.

Ruth Cohn zeigt auf, dass freie Entscheidung nur innerhalb gesetzter Grenzen möglich ist. Dies können persönliche, gesundheitliche oder auch intellektuelle Grenzen sein, dies sind auch gesellschaftliche, finanzielle, hierarchische, politische oder rechtliche Grenzen. Sie stellt fest, dass die Erweiterung dieser Grenzen möglich ist. „Ich bin nicht allmächtig. Ich bin nicht ohnmächtig. Ich bin teilmächtig.“

Aus den diesen drei Axiomen leitet Ruth Cohn zwei Postulate ab, die es ermöglichen sollen, diese Axiome in der Praxis zu leben und umzusetzen.

Das erste Postulat heißt: „Sei deine eigene Chairperson.“ Damit fordert sie auf, eigene Entscheidungen zu treffen und diese auch zu verantworten. Auch Nicht-Handeln ist eine Entscheidung.

Das zweite Postulat bezieht sich auf Störungen und Konflikte: „Störungen und Befindlichkeiten nehmen sich Vorrang.“ Innere und äußere Störungen gehören zum Leben und zur Interaktion dazu. Als Leitung sowie Teilnehmende eines Seminars z.B. gilt es, Störungen bei sich wahrzunehmen und verantwortungsvoll damit umzugehen.

Das Herzstück der Methode TZI ist das 4- Faktorenmodell, abgebildet als Dreieck in einer Kugel. 







Immer wenn Menschen zusammenkommen, sind die vier Faktoren ICH, WIR, ES und GLOBE an der Interaktion beteiligt. Das kann in der Schule, am Arbeitsplatz im Verein, in der Familie oder in einem Workshop sein.

Einzelpersonen (ICH) treffen sich mit ihrer Biografie, ihren Wünschen und Bedürfnissen, ihren Stärken und Grenzen und ihren Befindlichkeiten.

Im Miteinander bilden sie eine Gruppe (WIR), die auf einander bezogen ist, miteinander reagiert und sich entwickelt. Die Gruppe ist mehr als die Summe aller ICHs; sie besitzt in der TZI einen eigenen Stellenwert. 

Anlass und Zweck einer Zusammenkunft  ist eine Sache oder eine Aufgabe (ES). Das kann ein Unterrichtsinhalt in der Schule sein, die Entwicklung eines gemeinsamen Projekts oder die Diskussion über ein politisches Thema sein.

Der äußere Rahmen, in dem dies geschieht, nennt Cohn GLOBE. Dieser ist vielschichtig, bezeichnet die konkreten Bedingungen im Raum, die globale Situation einer Firma auf dem Markt, die gesellschaftspolitischen Möglichkeiten und Einschränkungen, unter denen wir leben, Gesetze, Strukturen, Rahmenbedingungen usw.

Es macht wenig Sinn, ein Thema ausschließlich sachbezogen zu diskutieren, ohne einen Ich-oder Gruppenbezug herzustellen oder strukturelle Bedingungen gänzlich außer Acht zu lassen. Genauso wenig ist es hilfreich, z.B. ausschließlich ICH-bezogen vorzugehen. Dabei verlieren wir die Sache, die anderen Menschen und die äußere Welt aus dem Blick.

In der TZI sind daher alle 4 Faktoren gleich wichtig. Wenn es gelingt, sie in Balance zu halten, kommt es zu echten Begegnungen, zu fruchtbaren Diskussionen und nachhaltigen Ergebnissen. Bezogen auf Bildungsprozesse spricht Ruth Cohn hier von einem "Lebendigen Lernen". Findet einer der vier  Faktoren auf Dauer zu wenig Berücksichtigung, gerät die Interaktion in Schieflage und es kommt zu Störungen und Konflikten. Dass es dazu kommen kann, ist in der Vielschichtigkeit jeder interaktiven Situation schon angelegt und wird in der TZI daher als Chance begriffen, den Prozess entsprechend in die Richtung jenes Faktors zu steuern, der bisher zu kurz kam. Dieser Prozess des Verlierens und Wiedererreichen der Balance, wird in der TZI das Finden einer dynamische Balance genannt. Im Gegensatz dazu stehen (Lern-)Konzepte, die eher statisch sind, weil sie bis ins Detail vorgeplant werden und die Beteiligten - z.B. bei Störungen (Übermüdung, Spannungen, Endlos-Diskussionen) - oft überfordert wirken. Die TZI bietet hierzu "Lösungen" an. Auch daher ist sie zu meiner Heimat geworden. 

Ein wesentliches Mittel zur Steuerung der Prozesse, zum Erreichen einer dynamischen Balance, zur erfolgreichen Interaktion, ist in der TZI das Thema. Das Thema darf nicht verwechselt werden mit der (alleinigen) Sachaufgabe, obwohl es innerhalb eines Prozesses auch dies sein kann. Denn - anlag der 4 Faktoren - gibt es in der TZI sog. ICH-Themen, WIR-Themen, ES-Themen und GLOBE-Themen. Das Thema verbindet die Faktoren und leitet die Gruppe.

Mehr darüber auch in meinem Aufsatz „9 relevante Aspekte der TZI“, der Ihnen eine Einführung mit praxisnahen Beispielen aus dem Alltag in das Modell ermöglicht. 

Eine kurze Biografie über Ruth Cohn und mehr über ihr Leben und Wirken finden Sie hier. Weitere Literatur ist auf der Homepage des Ruth-Cohn-Instituts unter Literatur zusammengestellt. Dort sehen Sie auch einen weiteren Link mit einer sehr umfangreichen Bibliografie.

 


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